2. neuer Vendée-Globe-IMOCA für Sorel: Erst den Mount Everest besteigen, dann um die Welt

"Unser Ziel ist es nicht, die Vendée Globe zu gewinnen"

Maxime Sorel (35) gehörte bei der vergangenen Vendée Globe zu den beeindruckenden Skippern, die es mit uralt Nicht-Foilern unter die Top Ten schafften (10. Platz). Nun hat er einen Neubau und peilt die Top fünf an.

Der neue IMOCA weist die Linien von Charlie Dahlins aktueller “Apivia” auf. © BENOIT STICHEBAUT

Mit dem neuen IMOCA von Maxime Sorel ist der dritte 60-Fußer der neuen Generation und der zweite von 15 geplanten Neubauten für die Vendée Globe. Nach 11th hour für The Ocean Race im August 2021, lief Mitte Mai Kevin Escoffiers PRB vom Stapel und nun Maxim Sorels neuer Renner V & B – Monbana – Mayenne, den er vor gut einem Jahr angekündigt hatte.

Der neue IMOCA vor der ersten Wasserberührung. © BENOIT STICHEBAUT

Zum Vergleich: Die ebenfalls von Verdier gezeichnete PRB für Kevin Escoffier:

Flaches Unterwasserschiff weiter hinten. © Polaryse / PRB

Bei Neubauten ist man immer auf die Linien gespannt. Haben sich die Konstrukteure etwas Neues ausgedacht. Sind nach den Erfahrungen der vergangenen Vendée Globe revolutionäre Formänderungen entstanden?

Die neuen IMOCAs haben diese Erwartungen noch nicht erfüllt. Sie unterscheiden sich auf den ersten Blick auch kaum. Aber das ist auch kein Wunder. Denn alle drei Yachten wurden vom selben Konstrukteur-Büro gezeichnet, Guillaume Verdier.

Der aktuell erfolgreichste Designer der IMOCA-Klasse, dessen Apivia und LinkedOut die aktuell schnellsten Schiffe der Flotte sind, feierte zuletzt die größten Erfolge in diesem Spiel. Die Linien der Neubauten sind allerdings wohl nicht maximal up to date. Während Escoffier einen schon fast fertigen eigentlich für The Ocean Race geplanten Neubau übernimmt, will auch Sorel das Rad nicht völlig neu erfinden.

V & B – Monbana – Mayenne bei der Vorstellung in Concarneau. © BENOIT STICHEBAUT

Seine V & B – Monbana – Mayenne, die bei Multiplast in Vannes gebaut und bei François Gabarts Werft Mer Concept in Concarneau montiert wurde, ist ein Schwesterschiff der aktuellen “Apivia” von Charlie Dalin. Es wurde in derselben Form gebaut allerdings sind Rumpf und Bug modifiziert worden. Der vordere Bereich des Unterwasserschiffs wurde stärker angestellt, um mehr Auftrieb und weniger heftige Bewegungen zu generieren. Die Durchschnittsgeschwindigkeit soll dadurch höher sein.

Zu seinen Ambitionen befragt, sagt Sorel der IMOCA-Klasse: “Unser Ziel ist es nicht, die Vendée Globe zu gewinnen, sondern vor allem, sie zu beenden. Bei der letzten Auflage waren wir unter den Top 10, heute streben wir die Top 5 an”.

Der Bubi mit dem Milchgesicht ist einer der härtesten Vendée-Skipper. © Sorel

Sorel gilt als einer der besten Kommunikatoren unter den Vendée Globe Skippern. Das hat ihn in die Lage versetzt, in kürzester Zeit sein Sponsoring für die erste Liga der Offshore-Szene zu erweitern. Die Kommunikationskampagnen für seine Partner gehören zu den effektivsten der Szene.

Er geht nun für den Wein- und Bierhändler V and B, das Departement Mayenne und den Schokoladenhersteller Monbana an den Start. Gemeinsam unterstützen sie seine Bemühungen nicht nur auf dem Meer, sondern auch sein Engagement für die Wohltätigkeitsorganisation Vaincre La Mucoviscidose (Überwindung der Mukoviszidose). Dieses soll auch durch das riesige Drachenmotiv symbolisiert werden, das sein neues Boot ziert.

Mit 35 Jahren ist der in St. Malo gebürtige Bretone noch einer der jüngeren IMOCA-Skipper. Mit seiner überraschenden Teilnahme bei der vergangenen Vendée Globe und dem nicht erwarteten Top-Ten-Ergebnis hat er einen rasanten Aufstieg hingelegt. Dabei übersprang er einige klassischen Stationen in seiner Offshore -Karriere. Er war kein ausgezeichneter Jollen- , Mini- oder gar Figaro-Segler.

Der Drachen verlässt die Werfthalle von Mer Concept. © BENOIT STICHEBAUT

Vielmehr absolvierte er ein Studium zum Bauingenieur und stieg 2011 als Mitsegler auf einem Trimaran Multi50 in das Hochsee-Regattageschehen ein. Drei Jahre später ergatterte er schon ein Cockpit auf einer alten Class40, um damit die Route du Rhum zu bestreiten.

Direkt danach knüpfte er schon die Verbindung zu seinem heutigen Sponsor V und B, der ihm den Bau einer Class40 der neuesten Generation (Mach 40.3) ermöglichte. Auf Anhieb wurde er 2015 Zweiter bei der Transat Jacques-Vabre. 2017 folgte der  Sieg beim Rolex Fasnet Race sowie bei der nächsten  Transat Jacques-Vabre. 2018 hinderte ihn ein Mastbruch am Gewinn der Route du Rhum. Aber das hinderte ihn nicht daran, die Vendée Globe in Angriff zu nehmen mit der 2007 für Kito de Pavant gebauten “Groupe Bel”.

Der Vendée-Globe-Zehnte hält sich mit extremen Bergtouren fit und will auf den Mount Everest. © Sorel

Nun soll der nächste Schritt auf der Erfolgsleiter gelingen. Sorel mag zwar nicht zu den am besten ausgebildeten Spitzenseglern der Szene gehören, aber dafür ist er ein “harter Hund”. Das zeigte er nicht nur in den Sturm-Passagen bei der Vendée Globe, sondern auch am Berg. Anfang des Jahres bestieg er den Kilimandscharo in Afrika, im Mai 2023 will er auf den Mount Everest. Die Erfahrung dürfte ihm auf dem Wasser helfen, soll aber insbesondere für Aufmerksamkeit sorgen für den Kampf gegen die tückische Stoffwechselkrankheit Mukoviszidose.

Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

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