Drheam: Bahnverkürzung im Ärmelkanal – Post-Pandemie-Auftakt für Ultim, Class 40, Figaro3

In „legeren“ Winden

Ein stabiles Hochdruckgebiet über dem Südwesten Englands und der Irischen See zwangen zur Verkürzung der Routen. Doch auch in leichten Winden gibt es spannende Positionskämpfe.

Etwas flauer Auftakt – oder eher „léger“? © martinez/drheam

Wenn Deutsche von „leger“ reden, dann meinen sie meist lässig, ungezwungen und zwanglos. Wenn Franzosen etwas mit „léger“ bezeichnen, meinen sie eher leichtgewichtig, manchmal auch luftig, bei Windstärken jedoch „leicht“ im Sinne von „wenig“.

Eher selten treffen alle Wortbedeutungen beim selben Event zu – wie zum Beispiel beim „Drheam Cup“ im im Ärmelkanal und vor der Bretagne.  Die erste größere Post-Pandemie-Seeregatta besticht durch lässige Zweikämpfe (mit gebührendem Abstand) und sehr sommerliche Wetterverhältnisse.

94 von 100 gemeldeten Booten sind am Sonntag um 13 h (Multis) und 13:15 (Monorumpf) vor Cherbourg zum Drheam Cup gestartet (SR-Artikel). Es waren ausgesprochen leichtwindige Bedingungen, die den Start zur ersten, größeren Post-Corona-Seeregatta im Ärmelkanal auf den ersten Blick wenig spektakulär erscheinen ließen. Sogar die Ultim Trimarane, 30-Meter Geschosse mit unglaublichen Geschwindigkeitspotentialen, schoben sich eher langsam Richtung der zwei Seemeilen entfernten Wende-Boje. Hinter der sich die beiden Flotten dann relativ rasch zerstreuten.

Doch muss beim Segeln bekanntlich ja nicht immer alles spektakulär sein. Dank Drohnen- und Hubschrauber-Aufnahmen haben auch vor sich hindümpelnde, nur langsam voran kommende Regattafelder durchaus ihren ästhetischen Reiz.

Bahnverkürzung

Bereits einen Tag vor dem Start hatte man eine „Bahnverkürzung“ bekannt gegeben. Angesichts eines ungewöhnlich stabilen Hochdruckgebietes über dem Südwesten Englands und der Irischen See, verzichtete man darauf, die Ultim-Trimarane bis zur Isle of Man segeln zu lassen. 

1,5 Beaufort nach dem Start © martinez/dhream

Die Fastnet-Passagen für den DRHEAM-CUP 1100 (Ultime) und Drheam-Cup 700 (Multi50, Class40, Large Monohulls, Multi 2000) wurden ebenso gecancelt. Stattdessen peilen die drei Maxi-Trimarane einen Wegpunkt bei 51°Nord 8°W an, bevor sie in Richtung Bretagne segeln und eine neue Markierung passieren, die Kardinal-Tonne westlich von Rochebonne. Aus den ursprünglich 1.100 Seemeilen werden so 750. 

Was den Drheam-Cup 700 betrifft, so suchen die Multi50 den gleichen Wegpunkt in der Keltischen See (51°Nord-8°West), bevor sie nach La Trinité-sur-Mer (615 Meilen) segeln, während die Class40, Multi 2000 und Open Grands Monocoques etwas weniger weit (Wegpunkt bei 50°Nord-8°West) und insgesamt 550 sm segeln müssen, statt 700 . Keine Änderung bei den Figaro Bénéteau 3, IRC und klassischen Yachten.

Duell Gitana/Sodebo

Erwartungsgemäß zeichnete sich bei den drei Ultim-Trimaranen ein Duell zwischen Edmond de Rothschild/Gitana und Sodebo ab (siehe SR Artikel), wobei Cammas und Caudrelier mit ihrem Team auf Gitana immer die Nasenspitze vorne hatten.

Thomas Coville und seine unverkennbare Silhouette © martinez/drheam

In manchen „Windlöchern“ bremsten die beiden Duellanten dann derart ab, dass sogar Yves le Blevec mit seinem Nachwuchsteam auf der etwas betagten „Actual“ wieder bis auf wenige Meilen Abstand zu Gitana aufholen konnte. 

Lipinski wird Favoritenrolle (vorerst) gerecht

Bei den Class 40 ging es in der Spitze ebenfalls ausgesprochen eng zu. In den leichten Winden zeigte Ian Lipinski auf seinem Plattbug „Credit Mutuel“ von Beginn an, dass sein TJV-Sieg im letzten Jahr alles, bloß keine Eintagsfliege war. Allerdings können bei den „40s“ auch andere richtig schnell segeln und haben taktisch einiges drauf.

Auch Klassiker sind dabei! © martinez/drheam

So blieben ihm die Briten auf „Virgin Media Business“ und die französischen Kollegen auf „La Motte Module Création“ zumindest rechnerisch auf den Fernsehen. Vor dem o.g. Wegpunkt setzte sich Lipinski allerdings bereits mit einem sich stetig vergrößernden Abstand von den Nächstplatzierten ab. 

Wasser im Boot des Roesti-Teams

Vor allem deutschsprachige Fans der Hochseesegelei hätten gerne das Roesti-Team (Mettraux, Koster, Gautier) mit ihrem ebenfalls deutlich gerundeten Bug auf „Banque de Lemans“ im Spitzenfeld der Class 40 beobachtet. Mit Sicherheit hätte sich das erfahrene Hochseeteam bestens geschlagen… hätte! Denn noch vor dem Start mussten sich die Schweizer mit einem Motorschaden von dem Rennen zurück ziehen. Der Motorblock hatte sich während der Überführung nach Cherbourg aus der Halterung gelöst – es floß Wasser ins Boot. 

Eng beieinander

Bei den Figaro3-Solisten schenkten sich die Favoriten Sam Goodchild (Leyton), Laperche (Bretagne CMB), Quiroga (Macif) und Armel le Cleac’h (Banque Populaire) von Beginn an nichts. In dem sowieso immer homogen gesegelten Figaro3-Feld gab es diesmal mit Sicherheit nur wenig Möglichkeiten, auf die Foils zu steigen. Dafür dürfte die Nervenstärke in den teils sehr schwachwindigen Zonen eine Hauptrolle gespielt haben. Kurz vor ihrem Weg- und Wendepunkt Richtung Süden waren die ersten Boote jedenfalls hauchdünn eng beieinander.

 

Dienstag Abend werden die ersten Boote im Ziel vor La Trinité erwartet. Treten die bisherigen Wettervorhersagen ein, sind es ausnahmsweise mal nicht die Ultim-Trimarane, die als Erste über die Ziellinie brettern werden. 

In jedem Fall: Ein Blick auf den Tracker lohnt immer! 

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